Magnetbandtechnik
auch für Anfänger

In der Bedienungsanleitung der Revox A77 MK I, MK II und MK III gibt es ein paar Erklärungen zur Magnetbandtechnik, die sicher für jeden Tonbandfreund interessant sind.
Leider wurde in späteren Gebrauchsanweisungen der A77, aber auch in denen der B77, PR99, etc., auf solche Erläuterungen verzichtet.

 

MAGNETBANDTECHNIK auch für Anfänger

Das Magnetband ist ein nahezu idealer Speicher. Eine Aufzeichnung läßt sich ohne weiteres löschen, und das Tonband ist sogleich wieder für eine Neuaufzeichnung bereit. Ein Tonband kann geschnitten werden. Es ist ebenso leicht wieder zusammenzumontieren. Eine saubere Schnittstelle ist unhörbar.
Je nach Anforderungen kann ein Tonband mit höherer oder niedriger Geschwindigkeit betrieben werden. Weiter kann die Breite eines Tonbandes in Spuren aufgeteilt werden. Gebräuchlich sind heute Aufzeichnungen, die das Band in zwei oder vier Spuren aufteilen.

Die Aufnahme ist von der Bedienung aus betrachtet sehr einfach. Es braucht lediglich der Regler für die Aussteuerung richtig betätigt zu werden, was zudem noch mit einem Instrument kontrolliert werden kann. Nicht ganz so einfach ist der eigentliche Aufzeichnungsvorgang.
Wenngleich die Kenntnis dieses komplizierten Vorgangs für die Bedienung des REVOX A77 vollkommen unwichtig ist, seien doch wenigstens zwei fundamentale Begriffe gestreift: die Vormagnetisierung und die Entzerrung.

1. DIE VORMAGNETISIERUNG

Die magnetische Aufzeichnung beruht darauf, daß sich die Molekularmagnete in der aktiven Schicht des Tonbandes nach dem magnetischen Feld am Aufnahmekopf ausrichten und dieser Lage verbleiben.

Dieser Vorgang verläuft nur in einem gewissen Bereich linear, so daß das magnetische Material in diesem günstigen Bereich vormagnetisiert werden muß. Dies geschieht mit der sog. Hochfrequenzvormagnetisierung. (120 kHz) Die Größe dieser Vormagnetisierung ist von der Kennlinie des Tonbandes abhängig, d.h.. sie wird von der Bandsorte bestimmt.

Das REVOX Tonbandgerät A77 ist ab Werk auf REVOX-Tonband eingestellt.

Da die Vormagnetisierung auch mitbestimmend ist für den Frequenzgang und den Klirrgrad, empfehlen wir Ihnen, möglichst immer REVOX-Tonband zu verwenden.

Selbstverständlich läßt sich das REVOX Tonbandgerät A77 auch für andere Bandsorten optimal einstellen. Jedoch ist längst nicht jedes angebotene Tonband ein Qualitätsprodukt. Die Verwendung bewährter Marken-Tonbänder gibt Ihnen die beste Gewähr, die ausgezeichneten Eigenschaften Ihres REVOX A77 voll auszunutzen.

2. DIE ENTZERRUNG

Die Entzerrung korrigiert, einfach ausgedrückt, die systembedingten Verluste, die bei der Aufzeichnung hoher Töne auftreten. Damit sich bezüglich Frequenzgang und Rauschabstand (Dynamik) günstige Werte ergeben, wird das Tonspektrum amplitudenmäßig verzerrt und bei der Wiedergabe wieder entzerrt. Dieser Vorgang erfolgt automatisch und ist genormt, damit die Austauschbarkeit der Tonbänder gewährleistet bleibt.

Sie finden auf dem Vor-Hinterbandkontrollschalter die Bezeichnung NAB (National Association of Radio and Television Broadcasters = USA-Norm) und IEC (International Electrotechnical Commission) IEC ist praktisch identisch mit CCIR (Europäische-Norm) .

Die Aufzeichnung des REVOX A77 erfolgt nach NAB. Aufnahmen vom REVOX A77 sind demzufolge immer auf NAB abzuhören.

Aufnahmen von älteren REVOX-Geräten oder nach CCIR aufgenommene Bänder sind auf der Stellung IEC wiederzugeben.

Die oben erwähnte Verzerrung (Anhebung der hohen Frequenzen) ist besonders zu beachten, wenn der Frequenzgang über Band gemessen werden soll. Wird eine Frequenzgangmessung bei Vollpegel ausgeführt, so treten bei hohen Frequenzen unweigerlich Übersteuerungen auf, die das Meßergebnis verfälschen.

Frequenzgangmessungen werden daher immer bei einem Pegel von -20 db ( 10-fach geringere Eingangsspannung als für Vollaussteuerung erforderlich) durchgeführt.

Revox A77 Hinterbandkonrollschalter mit wählbarer NAB- und IEC-Entzerreinstellung. Die A77 ist das einzige Revox Tonbandgerät bei dem die Entzerrung, zumindest für die Wiedergabe, eingestellt werden kann. Alle anderen Revox-Tonbandgeräte wurden mit NAB- oder IEC-Entzerrung produziert. Bei diesen Geräten kann die Entzerrung nur durch einen Umbau und Neueinmessung geändert werden.

Die Vormagnetisierung wird generell an internen Einstellern vorgenommen und erfordert Meßgeräte etc. Eine Einstellung der Vormagnetisierung sollte nur vom Service-Fachmann vorgenommen werden. (Also keinesfalls einfach mal die Maschine aufschrauben und daran herumstellen).

BEMERKUNGEN von ReelToReel:
Die CCIR-Norm (bzw. IEC-Norm) gilt in Deutschland als Standard-Rundfunk-Norm. Tonbänder aus Rundfunkstudios und Bänder der alten Revox Röhrengeräte sollten mit dieser Entzerrung abgehört werden.

Bei der A77 erfolgt die Aufnahme und Wiedergabe im Standardmodus mit NAB-Entzerrung. Allerdings bietet sie zusätzlich die Möglichkeit Bänder nach CCIR-Entzerrnorm (bzw. IEC-Norm) zumindest abzuhören (Ausnahme: Dolby-Version). Die A77 nimmt also immer mit NAB-Entzerrung auf, auch wenn der Schalter auf IEC-Entzerrung steht.
Mit der Zeit wurden immer mehr A77-Varianten für den professionellen Einsatz konzipiert und so gibt es natürlich auch High-Speed-Geräte (38cm/Sek) oder Vollspur-Geräte die bei Aufnahme und Wiedergabe nach der CCIR-Norm arbeiten.

Die A700 wurde als Standard mit NAB-Entzerrung gebaut. Da es bei Revox unglaublich viele Spezial- und Sonderversionen der Tonbandgeräte gab, sind auch einige Maschinen mit CCIR-Entzerrung gebaut worden. (Bestätigt von Luis Manuel Libanio, Parede, Portugal, der die A700 Nr. 07521, 4-Track CCIR, besitzt.)

Die B77 wurde zunächst nur mit NAB-Entzerrung gefertigt. Aber auch hier gab es, vor allem bei den High-Speed-Versionen, dann auch Geräte mit (Rundfunknorm)-CCIR-Entzerrung.

Die PR99 Tonbanderäte, für den semiprofessionellen und professionellen Einsatz konzipiert, gab es gleich von Anfang an wahlweise Modelle in NAB und CCIR-Entzerrung.

Die C270 ist für den rein professionelle Einsatz konzipiert worden. Der Kunde konnte beim Kauf selbstverständlich die Entzerrung wählen.


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