ReVox A77 Dolby B - Testbericht

In Heft 12/1967 wurde über die erste Revox A77 berichtet, in Heft 7/1970 über die schnelle Ausführung (19/38 cm/s). Zum Test gelangte nun das neueste und hochwertigste Modell mit Rauschverminderung nach dem Dolby-B-Prozeß. Es sind 4 Dolby-Einheiten integriert, 2 Aufnahme-Kompander und 2 Wiedergabe-Expander, so ist eine vollwertige Hinterbandkontrolle möglich. Die zwei 8-Watt-Endstufen sind bei der Dolby-Ausführung aus Platzgründen nicht einsetzbar, es handelt sich also um ein Tape-Deck. Die bei ausgeschalteten Dolby-Prozessoren ermittelten Daten sind näherungsweise auch auf die übliche Version zu übertragen, das gilt insbesondere für die Laufwerkdaten. Auch wichtige Unterschiede wird hingewiesen. Zur Messung wurde die 2-Spur-Ausführung gewählt, da sie maximale Tonqualität ermöglicht.

Beschreibung
Das Gerät ist vorzugsweise für 26,5-crn-Spulen ausgelegt. Mit dem Netz-Geschwindigkeitsschalter (9,5/19 cm/s) rechts unten kann der Bandzug aber auch dem Betrieb mit 18cm-Spulen angepaßt werden. Eine neuartige Spulenverriegelung zentriert die Spulen auf den Achsen, was besonders bei Vertikalbetrieb und großen Spulen wichtig ist. So konnte z. B. das von früheren A77-Maschinen her bekannte Klappern beim Umspulen behoben werden. Bandflattern und Bandzugspitzen werden durch den gedämpften Umlenkhebel links verkleinert, bei Spulen unter 18 cm Durchmesser ist er jedoch nicht in Funktion. Unter der leicht entfernbaren Tonkopfabdeckung befindet sich links eine mitlaufende Bandführung, es folgt die photo-elektrische Bandabschaltung, Lösch-, Aufnahme- und Wiedergabekopf, die Tonwelle und die große rechte Bandführung. Durch möglichst wenig Reibflächen wird versucht, die Längsschwingungen im Band gering zu halten, diese Art von Gleichlaufschwankungen verursachen einen rauhen Klang. Beide Tonköpfe sind stark geschirmt, vor dem Wiedergabekopf befindet sich zusätzlich eine Abschirmklappe. Die Vollmetalltonköpfe sind mit Bandkanteneinfräsungen versehen, was eine hohe Lebensdauer verspricht. Um Schnittstellen exakt zu finden, kann mit dem Hebel rechts hinter der Klappe das Band an die Tonköpfe angelegt werden, durch Transport des Bandes von Hand kann die Stelle leicht gefunden werden (Cueing). Abgesehen von dem Antrieb des 4-steiligen Zählwerkes ist in dem Gerät kein Treibriemen, kein Reibrad, keine Kupplung vorhanden. Wickelachsen und Tonwelle sind direkt getrieben, die Betriebsdaten können sich so auch über Jahre kaum verändern. Es werden stabile Asynchron-Außenläufer-Motoren verwendet. In den Läufer des Tonmotors sind Nuten eingefräßt, die über einen Magnetkopf abgetastet werden. Die drehzahlabhängige Frequenz des so gewonnenen Signals wird mit einer Festfrequenz verglichen. Auf diese Weise wird der Drehzahlfehler erfaßt und durch Regelung der Motorspannung korrigiert. Es ergibt sich so eine von Netzfrequenz und Spannung weitgehend unabhängige Bandgeschwindigkeit. Gesteuert wird das Laufwerk über die Tasten im linken Bedienungsfeld: Rückwickeln, Vorwickeln, Wiedergabe (auch Aufnahmesperre), Stop, Aufnahme. Die Funktion kann ohne Verzögerung gewechselt werden, Bei dem Wechsel von Umspulen auf Wiedergabe ist jedoch erst Stop zu tasten. Danach mu8 erst der Bandstillstand abgewartet werden, sonst wird das Band durch das plötzliche Abbremsen mit der Tonwelle und Gummiandruckrolle beschädigt.

Das Gerät erlaubt eine kanalmäßig getrennte Eingangswahl durch Verdrehen der klaren Scheiben hinter den Aussteuerungsreglern, im rechten Bedienungsfeld: Mikrophon (nieder- und hochohmig), Radio (DIN-Buchse), Hinterband (Echo, Multiplay), Auxiliary. Auf einfache Weise sind so Echo- und Multiplayaufnahmen möglich, als auch das Mischen zweier Tonquellen bei Monoaufnahmen. Die darüberliegenden VU-Meter sind neuerdings silberfarben unterlegt und fortwährend beleuchtet, das erleichtert das Aussteuern vor Aufnahmebeginn. Bei Aufnahme leuchten zusätzliche rote Kontrollampen auf. Die Druckschalter neben den Instrumenten dienen der Aufnahmespurwahl (auch zusätzliche Aufnahmesperre). Wird nur eine Taste gedruckt, werden beide Eingänge gemischt. In Abweichung zur normalen A77-Ausführung ist die VU-Meter-Anzeige weitgehend frequenzlinear und auf Vor- und Hinterband umschaltbar. Kopfhörer und zwei Mikrophone können über Klinckenstecker an der Frontplatte angeschlossen werden. Rechts befindet sich der Lautstärkeregler und der Balanceregler, sie wirken auf alle Ausgänge. Eine der konzentrisch angeordneten Schaltscheiben erlaubt Schaltung auf Stereo- und Monobetrieb und ermöglicht beide Spuren gemischt wiederzugeben (ähnlich Vollspur). Die andere Scheibe dient der Vor- Hinterbandumschaltung; die sonst vorhandene Schaltstellung für die Wiedergabe von 19 cm/s-Studiobändern (IEC) entfällt, statt dessen kann ein Eichgenerator (ca. 800 Hz) auf die Aufnahmekanäle geschaltet werden. Der Eichgenerator wurde vorgesehen, um die Vor- Hinterbandpegeldifferenz auf Null justieren zu können. Dieser Wert ist von der Bandsorte und auch von der Charge abhängig, differiert also von Spule zu Spule. Durch diese Einstellung wird die Bezugspegelgleichheit für die Dolby-Kompander und -Expander erreicht, eine Voraussetzung für die spiegelbildliche Funktion beider Teile. Man verfährt so, daß man vor einer Dolby-Aufnahme auf dieselbe Spule eine Probeaufnahme zur Kailbrierung macht, Aussteuerungsregler geschlossen, Schalterstellung Cal. Die rechts hinter der Klappe liegenden zwei Justierpotentiometer werden so abgeglichen, daß die VU-Meter (sie sind hier auf Hinterband geschaltet) genau 0 dB anzeigen. Diese Probeaufnahme sollte wieder gelöscht werden. Es empfiehlt sich zumindest am Spulenanfang den Kalibrierton mit bereits justiertem Pegel ca. 5 s lang aufzuzeichnen, man erhält so erstens eine akustische Kennung von Dolby-Aufnahmen und zweitens kann der Ton für Einstellungen bei Überspielungen und bei Wiedergabe über Fremdgeräte sehr von Nutzen sein. Die sonst an Stelle der Potentiometer vorhandenen Abschalter für die Wickelmotoren und Lautsprecher entfallen. Auf der Frontplatte befinden sich zwei zusätzliche kleine Schalter. Mit dem linken werden die Dolby-Einheiten aktiviert, mit dem rechten ein Multiplex-Filter zwischengeschaltet. Das MPX-Filter sollte bei Aufnahmen von UKW eingeschaltet werden, da die sonst wahrscheinlich viel zu hohen Pilottonreste bei Dolby-Betrieb Frequenzgangveränderungen hervorrufen können.

In der Anschlußleiste oben an der Rückwand befinden sich der Fernbedienungsanschlu8, die hochpegeligen Ein- und Ausgänge (Aux, Output) auf Cinch-Buchsen, zwei parallel zur Frontplatte vorhandene Mikrophon-Cinch-Buchsen und der DIN-Anschluß (Radio).

Für das Laufwerk wird ein stark verripptes Druckgußchassis verwendet, das garantiert eine hohe Verwindungssteife. Die Verstärker sind in Steckkartentechnik ausgeführt, es werden die gleichen Karten verwendet wie in der Normalausführung. Bei beiden Bandgeschwindigkeiten kann der Gesamtfrequenzgang getrennt von der Vormagnetisierung eingestellt werden, das ist nur bei sehr wenigen Geräten möglich. Das Gerät ist also an jede Bandsorte optimal anpassungsfähig, ein Vorteil auch für die Zukunft. Links befinden sich die zusätzlichen herausklappbaren Dolby-Steckkarten. Sie beinhalten zusammen weitere 38 Transistoren und viele besonders eng tolerierte Bauteile. Ein Großteil der Verbindungen ist steckbar ausgeführt. Für Einbauzwecke ist das Gerät als Chassis und im Metallschutzkorb lieferbar. Im Nußbaumgehäuse kostet es 2386.50 DM (Richtpreis einschließlich MwSt. und Gema-Abgabe), ohne Dolby-Rauschverminderung 1842.60 DM. Das Nußbaumgehäuse ist mit einem stabilen Griff versehen, zusammen mit dem Staubschutzdeckel (27.75 DM) und der Transportschutzhülle (34.96 DM) ist das Gerät gut transportabel.

Ergebnisse unserer Messungen
a) Mechanische Eigenschaften

Bewertete Gleichlaufschwankungen gemessen mit EMT 420 A, Gerät stehend
18 cm-Spule, kleiner Bandzug, Band BASF LP 35

Geschwindigkeit

Band-

 

9,5 cm/s

Anfang

±0,05 bis 0,13 (0.2)%

 

Mitte

±0.055 bis 0,072%

 

Ende

±0.06 bis 0.09%

19 cm/s

Anfang

±0,035 bis 0,06%

 

Mitte

±0,025 bis 0.04%

 

Ende

±0,045 bis 0,08%

26,5 cm-Spule, großer Bandzug, Band Revox Scotch 601 (rückseitenbeschichtet)

Geschwindigkeit

Band-

 

9,5 cm/s

Anfang

±0,035 bis 0,074%

 

Mitte

±0,04 bis 0,098%

 

Ende

±0.046 bis 0.076%

19 cm/s

Anfang

±0,022 bis 0,088%

 

Mitte

±0,024 bis 0.052 (0,1%)%

 

Ende

±0,042 bis 0,062%

Wie oben, Band Philips LP 26

Geschwindigkeit

Band-

 

9,5 cm/s

Anfang

±0,04 bis 0,1%

 

Mitte

±0.058 bis 0,076% (0,19%)

 

Ende

±0.065 bis 0.1%

19 cm/s

Anfang

±0,022 bis 0,05%

 

Mitte

±0,034 bis 0.078% (0,14%)

 

Ende

±0,04 bis 0,055%

Bemerkungen: Nach DIN gelten die größten Werte. Die Gleichlaufschwankungen bei Aufnahme und Wiedergabe können sich addieren oder auch teilweise kompensieren. Es sei darauf hingewiesen, daß auch die kleineren Werte Maximalwerte sind, die über einen längeren Zeitraum beobachtet werden, sie treten jedoch nur selten auf. Am häufigsten treten Werte auf, die zwischen den oben angegebenen liegen. Bei manchen Messungen konnten Ausreißer festgestellt werden, siehe Klammerwerte. Diese Meßwerte konnten kaum reproduziert werden, teilweise traten sie bei einer bestimmten Stellung der Abwickelspule auf. Im liegenden Betrieb waren keinerlei Ausreißer festzustellen, es ergaben sich dann noch bessere Gleichlaufwerte z. B. Bandanfang 9,5 cm/s: ± 0,038 bis 0,058%; 19 cm/s: ±0,017 bis 0,028%.

Umspulgeschwindigkeit
Gemittelt über 18-cm-Spute, Langspielband: 5 m/s.
Gemittelt über 26,5-cm-Spule, Langspielband: 7,9 m/s.
Bemerkungen: Es wird zu locker aufgespult.

Hochlaufzeit aus dem Stand
Bis zum erreichen einer stabilen mittleren Geschwindigkeit: kleiner als 1,4 s

Bremsen
Weiches Einsetzen der Bremse; am Bandende aus dem Umspulen langes Nachlaufen; keine Schlaufenbildung; bei sehr kleinen Bandspulen hartes Abbremsen.

Abweichung der Istgeschwindigkeit vom Sollwert
Gemittelt über 38,1 m
bei 9,525 cm/s = -0,4%
bei 19,05 cm/s = -0.32%
Bemerkungen: Die Bandgeschwindigkeit ist von der Netzfrequenz nicht abhängig

Schlupf
Unterschiede der Geschwindigkeit bei Bandanfang und -ende

18 cm-Spule
9.5 cm/s = 0,18 bis 0,3%
19 cm/s = 0.16 bis 0,28%

26,5 cm-Spule
9,5 cm/s = 0,0 bis 0,38%
19 cm/s = 0,09 bis 0,31%

b) Elektrische Eigenschaften
Eingangsempfindlichkeiten

für 0 dB VU-Meter

 

Mikrophon Low

ca. -84 dBV = 0,06 mV

Mikrophon High

-59 dBV = 1,1 mV

Radio wie Mikrophon High bzw.

0,04 mV/kOhm

Aux

-37 dBV = 14 mV

für Vollaussteuerung k3 = 3%

Mikrophon Low

-73 dBV = 0,22 mV

Mikrophon High

-48 dBV = 4 mV

Radio wie Mikrophon High bzw.

0,15 mV/kOhm

Aux

-26 dBV = 50 mV

Übersteuerungsfestigkeit

Mikrophon Low

-35 dBV = 17,5 mV

Äqualente Fremdspannung am Eingang

Mikrophon Low

L. -121 dBV; R. -118,5 dBV

Bemerkungen: Eingangsimpedanz Mikrophon ow 2,2 kOhm, High 220 kOhm

 

Ausgangspegel
Maximal unverzerrt (Vorband)

Output

+12,4 dBV = 4,2 V

Radio

+6 dBV = 2 V

Anmerkungen: Für Bandvollaussteuerung k3 = 3% kann bei geöffnetem Ausgangsregler der Ausgangsverstärker verzerren, d. h. die obigen Ausgangsspannungen werden überschritten. Das gilt besonders, wenn der Balanceregler aus der Mittelstellung verdreht wird oder ein Kopfhörer angeschlossen ist. Bei Anschluß eines niederohmigen Kopfhörers sinkt die maximale unverzerrte Ausgangsspannung um 5 dB.

Maximale unverzerrte Leistung am Kopfhörerausgang

An 8 Ohm

0,3 mW

An 400 Ohm

0,3 mW

Pegelunterschiede zwischen Vor- und Hinterband
eingepegelt über Kalibriergenerator

bei konstanter Eingangsspannung

+0,6 bis max. +1 dB

Bei konstanter VU-Meteranzeige

Durch Kalibrierung 0,0 dB

Bemerkungen: bei Vor- und Hinterbandumschaltung ändert sich der Aufnahmepegel!

Wiedergabefrequenzgänge
gemessen mit DIN-Bezugsband, Toleranzfeld nach DIN 45 500-4 (10.64)

9,5 (3180 µs/90 µs)

L. < 31,5 Hz bis > 16 kHz

 

R. ca. 40 Hz bis > 16 kHz

19 H (3180 µs/50 µs)

L.R. <31,5 Hz bis > 18 kHz

Abweichung an bestimmten Frequenzen relativ zu 1 kHz in dB

 

9,5 cm/s

19 cm/s

31,5 Hz

-0,8; -0,2

+1,2; +0,7

16 kHz

+1,3; +2

-0,7; -1,8

18 kHz

-

-1,2; -2,3

Bemerkungen: Diese Werte sind nicht direkt den Diagrammen entnimmen, sondern spurbreitenkorrigiert. Bei monauraler Wiedergabe tritt kaum eine Frequenzgangbeeinflussung auf. Bei 9,5 cm/s werden im rechten Kanal die Höhen etwas zu stark wiedergegeben, daher fällt die Kurve im Baß etwas früher aus dem Toleranzfeld.

Gesamtfrequenzgänge
Ermittelt mit DIN-Bezugsband und Revox-Scotch-Band 601 bei verschiedenen Aufnahmepegeln: I. 20 dB unter DIN-Bezugspegel, II. 25 dB unter Dolby-Bezugspegel (-25 VU), III. 35 dB unter Dolby-Bezugspegel (-35 VU). Das Gerät wurde mit dem Kalibrierungsgenerator genau eingepegelt. Toleranzfeld nach DIN 45 500-4 (10.64).

Bemerkungen: Da das Gerät auf das Band 601 eingemessen ist, ergibt sich bei Benutzung des DIN-Bezugsbandes eine Höhenanhebung, die sich bei Dolby-Betrieb weiter verstärkt, der Frequenzgang verläßt das Toleranzfeld nach oben. Bei monauraler Wiedergabe beider Spuren ergibt sich eine Verschlechterung des Frequenzganges, der Frequenzbereich reicht dann bis 7 kHz, 9 kHz oder 13 kHz. Die unterschiedlichen Werte sind wohl auf die Größe des Bandzuges zurückzuführen. Da wenige Bandführungen vorhanden sind, kann sich das Band ganz leicht verschieben. Die Werte sind jedoch gut.

Kubischer Klirrgrad
in % gemessen bei 333 Hz, bezogen auf die Instrumentenanzeige 0 VU und den Wiedergabepegel des DIN-Bezugsbandflusses (Pegelton) unter Verwendung des DIN-Bezugsbandes und des Revox-Scotch-Bandes 601

Klirrgrad

dB-VU
DIN

dB-VU
601

Pegelton
DIN

Pegelton
601

9,5 cm/s

 

 

 

 

0,45%

0

-

-2,4

-

0,53%

-

0

-

-2,4

0,62%

+2,4

-

25 mM/mm

-

0,71%

-

+2,4

-

25 mM/mm

3%

+9,2

+9,7

+6,8

+7,3

5%

+10,9

+10,9

+8,5

+9,2

19 cm/s

 

 

 

 

0,38%

-

0

-

-4,7

0,43%

0

-

-4,7

-

0,65%

-

+4,7

-

32 mM/mm

0,83%

+4,7

-

32 mM/mm

-

3%

+9,6

+11,2

+4,9

+6,5

5%

+11,1

+12,8

+6,4

+8,1

.

DIN-Bezugsband

 

links

rechts

9,5

I

32 Hz bis > 20 kHz

37 Hz bis 8,5 kHz

 

I, Dolby

30 Hz bis 19 kHz

28 Hz bis 8 kHz

 

II, Dolby

28 Hz bis 6,5 kHz

28 hZ bis 4,7 kHz

19

I

<20 Hz bis >20 kHz

20 Hz bis >20 kHz

 

I, Dolby

<20 Hz bis >20 kHz

20 Hz bis 13 kHz

 

II, Dolby

20 Hz bis 14 kHz

<20 Hz bis 9 kHz

Band 601

 

 

 

9,5

I

20 Hz bis >20 kHz

23 Hz bis >20 kHz

 

I, Dolby

20 Hz bis 17 kHz

22 Hz bis 18 kHz

 

II, Dolby

20 Hz bis 17 kHz

20 Hz bis 17,5 kHz

 

III, Dolby

20 Hz bis 14 kHz

20 Hz bis 14,5 kHz

19

I

<20 Hz bis >20 kHz

<20 Hz bis >20 kHz

 

I, Dolby

<20 Hz bis 19 kHz

<20 Hz bis 20 kHz

 

II, Dolby

<20 Hz bis 20 kHz

<20 Hz bis >20 kHz

Bemerkungen: Angegeben ist der jeweils schlechtere Kanal. Bei Dolby-Betrieb tritt keine Verschlechterung ein.

Fremd- und Ruhegeräuschspannungsabstand
In dB, gemessen unter Verwendung des DIN-Bezugsbandes und des Revox-Scotch-Bandes 601 , Werte bezogen auf K3 = 3%, Spitzenwertmessung nach DIN 45 505, mit und ohne Verwendung des Dolby-Prozessors.
I. Messung wie üblich über den DIN-Eingang (Radio) nach DIN 45 511.
II. Messung über den Aux-Eingang (Eingangsregler auf 150 rnV Eingangsspannung für Vollaussteuerung eingestellt)

Geschwindigkeit
Band

9,5 cm/s
DIN

9,5 cm/s
601

19 cm/s
DIN

19 cm/s
601

Fremdspannungs- abstand

 

 

 

 

DIN

53,4

53,3

56,3

59

DIN, Dolby

57,4

56,7

58,6

60,2

Aux

54

54,5

57,2

58

Aux, Dolby

58

56,5

60,2

58,7

Ruhegeräusch- spannungsabstand

 

 

 

 

DIN

55,6

55,9

58,2

60,5

DIN, Dolby

61,8

62,5

63,8

65,4

Aux

56

56,3

59,2

61

Aux, Dolby

65

65,5

67,5

69,4

Bemerkungen: Die Bestimmung des Fremdspannungsabstandes ist mit Zufälligkeiten behaftet, da die Werte um max, 3 dB schwanken. Es wird jeweils der schlechtere Kanal angegeben. Die Fremdspannung im linken Kanal war 1 bis 2 dB besser. Da sich das Rauschen des Eingangsverstärkers schon stark bei der Messung bemerkbar macht, wurde außer der Messung streng nach DIN auch über den Aux-Eingang gemessen.

Nach DIN ausgelegte Tonband-Verstärker-Verbindungen erlauben nicht eine maximale Qualität. Bei einer Effektivwertmessung (RMS) ergeben sich 4 bis 5 dB größere Störspannungsabstände als oben.

Höhen-Dynamik
Abstand des maximalen 10-kHz-Pegels von der Geräuschspannung in dB, siehe auch Fremd- und Geräuschspannungsabstand

Geschwindigkeit
Band

9,5 cm/s
DIN

9,5 cm/s
601

19 cm/s
DIN

19 cm/s
601

DIN

45,6

43

54,5

52,5

DIN, Dolby

52,1

48,7

59,5

57,3

Aux

46

43,4

55,6

53

Aux, Dolby

54,9

51,4

63,2

61,3

Bemerkungen: Angegeben ist der schlechtere Kanal

Übersprechdämpfung
in dB gemessen bei der jeweils möglichen Vollaussteuerung

Geschwindigkeit
Betriebsart

9,5 cm/s
Stereo

9,5 cm/s
Mono

19 cm/s
Stereo

19 cm/s
Mono

D40 Hz

45

44

43

41

1 kHz

56

51

55

62

10 kHz

37

44

44

40

Bemerkungen: Bei 1 kHz ist die Übersprechdämpfung auf die andere Spur um ca. 10 dB größer. Bei Dolby-Betrieb besteht die Tendenz, daß die Übersprechdämpfung oberhalb 500 Hz größer wird; das ist jedoch stark von dem vorhandenen Signal abhängig. Bei 1 kHz zeigte sich eine Verbesserung unter günstigsten Verhältnissen von 2 bis 6 dB bei Stereo, ca. 8 dB bei Mono.

Löschdämpfung
9,5 cm/s: 79 dB
19 cm/s: 73 dB

Vormagnetisierungs- und Löschfrequenz
114 kHz

Bemerkungen: Bei Hinterbandkontrolle liegt der Pegei der Vormagnetisierungsspannung nur 23 dB unter dem Ausgangspegel bei 0 VU bzw. 33 dB unter dem Ausgangspegel bei Vollaussteuerung.

Pilotton (MPX)-Filter

10 kHz

-0,5 dB

14 kHz

-2 dB

15 kHz

-5,5 dB

19 kHz

-44 dB

Kommentar zu den Ergebnissen unserer Messungen
Mechanische Eigenschaften: Die Gleichlaufwerte sind sehr gut, selten auftretende Ausreißer verwirren allerdings. In horizontaler Betriebslage ergeben sich noch bessere Werte, diese Tendenz ist bei jedem Gerät mehr oder weniger vorhanden. Eine 51/2 Jahre alte, strapazierte A77-Maschine erbrachte gleichgute Gleichlaufwerte. Die weiteren mechanischen Werte sind gut, an den etwas hohen Schlupfwerten allerdings erkennt man, daß dieses Gerät keine Bandzugregelung aufweist.

Elektrische Eigenschaften, ohne Dolby-Rauschverminderung
Der Mikrophoneingang ist rausch- und brummarm, die Übersteuerungsfestigkeit sollte größer sein. Bei der Aufnahme lautstarker Instrumente tritt Übersteuerung ein. Es kann dann zwar als Abhilfe auf Mic High umgeschaltet werden. die Eingangsimpedanz ist für niederohmige Mikrophone aber ungünstig. Ein Ausgangsverstärker sollte Pegel verzerrungsfrei verarbeiten können, die 5% kubischen Verzerrungen über Band entsprechen. Bei geöffnetem Volume-Regler setzt hier die Begrenzung schon für k3 = 3% ein, der Regler sollte daher nicht vollkommen aufgedreht werden. Bei Anschluß eines Kopfhörers setzen die Verzerrungen sogar noch früher ein. Da bei der Normalausführung andere Pegel eingestellt werden, tritt dieser Nachteil dort noch mehr in Erscheinung. Das Gerät ist für 400-Ohm-Kopfhörer ausgelegt. Wird während der Aufnahme von Vor- auf Hinterband umgeschaltet, ergibt sich ein Pegelsprung auf dem Band von max. 1 dB, dies kann schon hörbar werden. Die Frequenzgänge sind ganz ausgezeichnet, auch im Baß ohne jede Welligkeit. Werden BASF-LH-Bänder verwendet (sie entsprechen ungefähr dem DIN-Bezugsband) ergibt sich eine Höhenanhebung, das ist eine Folge des Einmessens auf Revox-Band und kann dem Gerät nicht angelastet werden. Die Tonbänder werden in bezug auf die maximale Aussteuerbarkeit sehr gut ausgenutzt, es kann bei Bedarf bis +3 dB VU-Meter-Anzeige ausgesteuert werden (Normalausführung 0 dB VU), Unter Berücksichtigung der Frequenzgänge sind die Fremd- und Ruhegeräuschspannungsabstände ausgezeichnet. Bei dem Vergleich von 2- und 4-Spur-Maschinen sind die 2-Spur-Ausführungen um ca. 3 dB im Vorteil. Auch die Höhen-Dynamik ist gut, hier schneidet das Revox-Band schlechter ab als das DIN-Bezugsband. Das ist wohl eine Frage des Einmessens. Die Übersprechdämpfung bei Stereo ist gut, bei Mono nicht so gut. Der Rest der Vormagnetisierungsspannung am Ausgang bei Hinterbandkontrolle liegt ungewohnt hoch, zumindest bei der Normalausführung kann dieses durch Übersprechen auf die Eingänge zu Fehlern führen.

Dolby-Rauschverminderung: Für statische Signale kann durchaus gesagt werden, daß Kompander und Expander spiegelbildlich arbeiten und sich die verursachten Verzerrungen aufheben. Bei üblicher Modulation sind die Verhältnisse komplizierter, das dynamische Verhalten ist nicht so beherrschbar wie du statische, es können eher Verzerrungen auftreten. Diese Fehler werden durch die üblichen Meßverfahren nicht erfaßt, die angegebenen Meßwerte wurden mit statischen Signalen ermittelt. Es ist eine Eigenart des Dolby-Prozesses, Pegelfehler zu vergrößern (oberhalb 500 Hz). daher muß das Gerät auch vor der Aufnahme kalibriert werden. Frequenzgangfehler über Band sind Pegelfehler und werden auch vergrößert. Die Gesamtfrequenzlänge mit DIN-Bezugsband weisen so eine noch stärkere Höhenanhebung auf, als ohne Dolby-Betrieb. Mit Revox-Band werden die Frequenzgänge nur unwesentlich schlechter. Der Klirrgrad verändert sich nicht. Höhen-Dynamik, Fremd- und besonders Ruhegeräuschspannungsabstand vergrößern sich sehr. Das Rauschen des Eingangsverstärkers wirkt sich stark aus. Es wird empfohlen den Cinch-Ausgang an Verstärkern statt des DIN-Anschlusses zu benutzen. Das Rauschen wird nur vermindert, wenn kein starkes Signal im Mittel- und Hochtonbereich vorhanden ist, ansonsten wird es vom Nutzsignal überdeckt. Je nach Frequenz und Pegel des Nutzsignals wird der Frequenzgang der Dolby-Prozessoren verändert. Es ist zu bemerken das sich die Kompressorwirkung und damit die Rauschverminderung bei keinen Pegeln bei gleichzeitig vorhandenem Nutzton (Aussteuerung 0 VU, Frequenz 100 Hz) zu hohen Frequenzen hin verschiebt. Je nach dem Pegel der Nutztonmodulation kann sich die Übersprechdämpfung, aber auch die Kopier- und Löschdämpfung oberhalb 500 Hz verbessern.

Betriebs- und Musikhörtest
Kleinere Spulen als 18 cm Durchmesser sind, zumal bei dünnen Bändern, mit Vorsicht zu benutzen. Bei dem nach Revox ausgeführten Schaltuhrzusatz kann Bandsalat auftreten; ist der Zusatz eingeschaltet, so kann die Maschine bei Betätigung der Stopptaste aus dem Umspulen automatisch sofort auf Wiedergabe übergehen und das Band beschädigen. An fünf langjährig benutzten A77-Maschinen, die dem Tester bekannt sind, trat fünfmal derselbe Relaisfehler auf. Es versagte der Kontakt, der für den Andruckrollenmagnet zuständig ist. Durch Vertauschen der drei eingebauten Relais und Reinigen der Kontakte kann der Fehler behoben werden. Das hier getestete Gerät ist mit anderen Relais ausgestattet, es ist zu hoffen, daß diese nicht mehr versagen. Bei einem Gerät trat ein Kleben der Bremsbänder ein. Das Reinigen der Tonköpfe und das Markieren von Schnittstellen wird durch die Tonkopfabschirmung und die versekbare Abdeckklappe erschwert. Es wird als lästig empfunden, daß zur Kalibrierung die Eingangsregler zugedreht werden müssen, da sich sonst ein Fehler von ± 1 dB ergibt. Während der Aufnahme kann man leicht versehentlich auf Kalibrieren schalten, die Aufnahme ist dann verdorben. Der Schalter sollte mit einer Sperre ausgestattet werden. Als praktisch erwies sich, daß die VU-Meter beim Umspulen in Stellung Tape (Hinterband) je nach Stärke der Modulation ausschlagen und sich eine Suche so vereinfacht. Die Rauschverminderung durch das Dolby-B-System wirkt sich vorteilhaft bei Multiplay-Betrieb aus; wenn sich auch durch mehrmaligen Dolby-Prozeß der Frequenzgang verschlechtern kann, ist der bessere Störspannungsabstand hier von höherer Bedeutung. Es muß auf einen Fehler in der Normalausführung hingewiesen werden: in Schalterstellung Input wird bei 19 cm/s nach IEC und nicht nach NAB (DIN 19H) entzerrt. Multiplay-Aufnahmen sind daher bei der Normalausführung in Schalterstellung NAB zu machen, die Erstaufnahmen klingen sonst durch mehrmalige Höhenanhebung recht spitz. Bei allen Ausführungen kann die Übersprechdämpfung bei Stereo zu Null werden in Ausgangsschalterstellung Input, Mono, Ausgangsregler offen. Bei Mikrophon-Stereo-Aufnahmen ist es recht wichtig auch die Qualität bei Mono-Zusammenschaltung zu beurteilen, weil dann erst viele Fehler in der Lautstärkebalance der einzelnen Instrumente auffallen. Diese monaurale Beurteilung sollte daher nur Hinterband vorgenommen werden. Zu Anfang der Aufnahme ergeben sich keinerlei Knacke, es ist viel mehr möglich nachträglich auszublenden, z. B. ein unsauberes Ende wegzulöschen. Man erhält einen sauberen, wenn auch recht schnellen Ausblendeffekt. Diese einmalige Knackfreiheit wird erreicht durch einen langsam anschwingenden Oszillator für Löschen und Vormagnetisierung und das Fehlen der Pause-Taste, was nur von Vorteil ist. Am Aufnahmeende ergeben sich nur leise Knacke. Am Revox-Band ist zu bemängeln, daß das Vorspannband recht kurz ist und die Kassette stabiler sein könnte. Da das Band mit dem Staubschutzbeutel kaum in die Kassette eingeschoben werden kann, erhöht sich die Gefahr, daß sich das band beim Transport abspult.

Beim Musikhörtest bestätigen sich die ausgezeichneten Daten, es konnte nur in den seltensten Fällen ein Unterschied zwischen Vor- und Hinterband festgestellt werden, und das auch nur bei ausgeschalteter Dolby-Rauschverminderung. Gehörmäßig wirkt sich der Dolby-Betrieb stärker aus, als die Daten vermuten lassen, wohl deshalb, weil sehr hochfrequentes Rauschen, das kaum von einem Nutzsignal überdeckt wird, vermindert wird. Die Geräuschspannungsmessung bewertet dagegen insbesondere den Frequenzbereich von 6 kHz. Will man den Dynamikbereich des Revox A77-Dolby voll nutzen, so muß schon die Tonquelle einen sehr hohen Fremdspannungsabstand aufweisen. Bei Aufnahmen von UKW und von nicht erstklassigen Schallplatten zeigt sich, daß die Dynamik auch bei 9,5 cm/s nur von der Tonquelle abhängt.

Der Vorteil der eingebauten Dolby-B-Prozessoren besteht darin, daß ohne Verlust an Geräuschspannungsabstand geringer ausgesteuert werden kann, auf diese Weise die Verzerrungen klein gehalten und Impulse in den Höhen klar wiedergegeben werden. Bei eigenen Mikrophonaufnahmen wirkt sich die Rauschminderung jedoch voll aus. Ein weiterer Vorteil von Dolby-Aufnahmen ist die ausgezeichnete Qualität von Kopien. Es wird dolbysiert kopiert, also ohne Dolby-Wiedergabeexpander. Dazu werden zwei Geräte, auch ohne Dolby. benötigt. Die Kopie ist dann allerdings wiederum auf einem Dolbygerät wiederzugeben. Eine Schwierigkeit besteht darin, exakt gleichen Bezugspegel herzustellen. Die Aussteuerungsregler sind daher so einzustellen, daß der kopierte Kalibrierton den selben Wiedergabepegel hat, wie ein Dolby-B-Bezugspegelband (18,5 mM/mm für Spulengeräte; 20 mM/mm für Cassetten-Geräte). Das Signal wird auch bei mehrmaligem Kopieren noch gute Geräuschspnnungsabstände aufweisen. Zusätzliche Frequenzgangveränderungen sind kaum zu befürchten da es nur einmal den Dolby-Prozeß durchläuft. Das Original sollte möglichst nicht höher als +1,5 VU ausgesteuert sein, für Kopien auf Cassettengeräte nur max. -2 VU, die Kopie verzerrt sonst. Ist das nicht der Fall, kann eine kleine Pegelkorrektur vorgenommen werden, jedoch auf Kosten des Frequenzgangs. Bei dem Revox A77 trat ein allgemeiner Nachteil von Cinch-Verbindungen deutlich auf. Werden zwei Geräte über mehrere Kabel miteinander verbunden. bilden sich Erdschleifen, es brummt leicht. Zu beheben ist dies im allgemeinen, indem man alle Abschirmungen bis auf eine auftrennt, hier die Abschirmungen der Wiedergabekabel. Ferner ist der Verlauf der Leitungen von Wichtigkeit. Geprüft werden kann dies alles in Schaftstellung Input, Verstärker auf Monitor, Aussteuerungsregler auf, die Cinch-Wiedergabestecker werden dann an einem Gerät so herausgezogen, daß lediglich der Mittelpol Kontakt hat.

Zusamenfassung
Der Aufbau der Revox A77 und die Meßwerte lassen erkennen, daß es sich nicht um ein hochgezüchtetes Heimtonband handelt, hier hat sich vielmehr die Erfahrung aus dem Bau der Studer Studio-Maschinen niedergeschlagen. Das Gerät ist in die halbprofessionelle Spitzenklasse einzuordnen. Es stellten sich einige Fehler heraus, die zwar bei geschickter Bedienung vermieden werden können, trotzdem aber von Revox beseitigt werden sollten. Mit Dolby-Rauschverminderung werden bei nur etwas gesteigertem Bedienungsaufwand sehr hochwertige Aufnahmen möglich. Im Vergleich zu externen Dolby-Geräten (Preis > 1000 DM) ist der Mehrpreis von ca. 550 DM für die Dolby-Ausführung günstig, zudem wird die Bedienung durch die Integration der Dolby-Einheiten stark vereinfacht. Bei 9,5 cm/s Dolby-Betrieb kann hier eine höhere Qualität erzielt werden, als bei sehr guten 4-Spur-Geräten bei 19 cm/s, was gleichem Bandverbrauch entspricht.

Quelle: Testreihe Tonbandgeräte der Zeitschrift HiFi Sterophonie, 8/1973

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