Revox A77 - Tape That


Spulte das Zeitalter aufrechtstehender Tonbandmaschinen ein: die dreimotorige Revox A77

HiFi-Klassiker

Kaum ein anderes Gerät versinnbildlicht die gute alte HiFi-Zeit so treffend wie die Tonbandmaschine Revox A77 - Genau der richtige Einstig für stereplays neue Serie "HiFi-Klassiker"

Beinahe 30 Jahre ist sie nun alt - die legendäre A77 aus dem Hause Studer Revox. Mit über 300000 verkauften Geräten bei einer Produktionszeit von mehr als einem Jahrzehnt darf man sie mit Fug und Recht als eine der erfolgreichsten Tonbandmaschinen überhaupt bezeichnen. Im Jahre 1967 trat die volltransistorisierte A77 die Nachfolge der noch röhrenbestückten Revox G36 an, wobei für beide der schweizer Tonbandgeräte-Entwickler Guido Besimo verantwortlich zeichnete. Ihr technisches Konzept übernahm die A77 von professionellen Magnetbandgeräten und war damit im HiFi-Bereich richtungsweisend. Als Basis für das Drei-Motoren-Laufwerk mit direkt angetriebener Tonwelle diente ein solider, selbsttragender Gußrahmen, der auch die Elektronik in Form servicefreundlicher Steckkarten aufnahm. Als eine der ersten HiFi-Tonbandmaschinen mit getrennten Aufnahme- und Wiedergabeköpfen bestückt, ermöglichte die A77 nicht nur Hinterbandkontrolle, sondern gestattete über eine clever ausgelegte Eingangs- und Aufnahmewahlschaltung auch ein Überspielen von Spur zu Spur, was vielfältige Trickeffekte wie Parallelaufzeichnung (Synchronplay), Mehrfachaufzeichnung (Multiplay) sowie Echoeffekte ohne umständliche Verkabelung ermöglichte.

Das überlegene Konzept, welches die "für die Ewigkeit gebaute" A77 der mit störanfälliger Mechanik vollgepfropften Konkurrenz voraus hatte, war denn auch der Schlüssel für ihren Erfolg: So konnten sich A77-Eigner im Gegensatz zu ihren Tonbandlerkollegen stets auf ihre "Revox" verlassen - es erstaunt nicht, daß die meisten Maschinen auch heute noch voll einsatzfähig sind. Die einzigen Hürden für angehende A77-Piloten waren eigentlich nur der stattliche Preis (1967: 1450 Mark) sowie die Wahl der richtigen Ausführung, fertigte Revox die A77 doch in sage und schreibe 186 unterschiedlichen Versionen: beispielsweise das bandsparende Low-Speed-Modell für Protokollzwecke mit den Bandgeschwindigkeiten 2,4 und 4,7 5 cm/s oder die studiotaugliche High-Speed-Variante mit 19 und 38 cm/s, als Koffergerät mit eingebauten Lautsprechern, oder auch mit integriertem Dolby-B-Rauschunterdrückungssystem, jeweils in Halb- oder Viertelspurtechnik - sogar eine besonders spezifizierte Ausführung für die NATO bauten die Schweizer.

Revox führte 1978 die Nachfolgerin B77 ein; sie besaß zwar eine verbesserte Laufwerksteuerung und bot dank ihres großzügiger gestalteten Kopfträgers mehr Raum für Cutterarbeiten, doch entsprachen Audioelektronik und Mechanik weitestgehend der bewährten A77.

Fit for Fun

Bei allen Vorzügen der A77 - sie hatte auch ihre Macken: So gerieten die Anschlüsse furchtbar eng, die Aussteuerungsinstrumente arg winzig, während die Wiedergabeverstärker - speziell bei den langsamen Viertelspurgeräten - rauschten wie ein Wasserfall. Trotz des umschaltbaren Bandzugs gab es bei der Verwendung von dünnen Bändern oder kleinen Spulen häufig Probleme, hier machte sich die fehlende Bandzugregelung bemerkbar. Zudem gaben die weißen, flachen Elkos im Signalweg oder zur Arbeitspunkt-Einstellung der Transistoren nach einigen Betriebsjahren ihren Geist auf (Folge: Funkstille oder Umschaltplopp). Trotzdem sollten A77-Besitzer ihr Schätzchen nicht in der Ecke verstauben lassen, erfüllen doch mit relativ geringem Aufwand flottgemachte Exemplare spielend die klanglichen Anforderungen des Digitalzeitalters. Ersatzteile gibt es - allerdings recht teuer - bei REVOX GmbH, Werks- und Zentralservice, Am Krebsgraben 15, D-78048 VS-Villingen, Tel.: 07721 8704 43, Fax: 07721 8704 49, E-Mail: info@revox.de Web: www.revox.de

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stereoplay 5/1996


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